Mal schnell im Internet was recherchieren, einen Flug buchen oder mit der Taschenlampen-App Licht ins Dunkle bringen. Wie praktisch, dass mir mein Autocomputer den Weg zeigt und mich nebenbei warnt, wenn ich zu schnell fahre. Die neue Gesundheits-App hat als Symbol ein Herzchen. Wenn ich meine Gesundheitsprobleme eingebe, hilft die mir dabei künftig gesünder zu leben. Meinen Krankenversicherer freuen diese Angaben auch. Er kann jetzt einschätzen, wie teuer ich ihn noch komme. Ob er mich besser bald loswird oder als Neukunden erst gar nicht aufnimmt. Die praktische Taschenlampen-App hat vollen Zugriff auf sämtliche im Handy gespeicherten Daten und Kontakte und funkt regelmäßig meinen Standort…-ja, warum und wohin eigentlich? Technisch durchschauen wir das nicht. Aber zum Glück, meinen wir, sind wir ja nicht wichtig genug, als dass jemand ernsthaft Interesse an den meisten Informationen hätte, die wir im Internet preisgeben. Oder? Der Student, der sich aus wissenschaftlichem Interesse mit dem Islam beschäftigt und dann wegen Terrorverdacht an der Einreise in sein Erasmus-Studium-Land gehindert wird, sieht das eventuell anders. Im Internet sind „Datenschrottsammler“ unterwegs, die jede Spur, die wir allein beim Surfen hinterlassen, archivieren und auswerten. Nicht nur Versicherer oder Arbeitgeber profitieren von diesem Wissen. Es gibt Fälle, wo dasselbe Gerät vom selben Unternehmen zu unterschiedlichen Preisen angeboten wurde. Abhängig davon, wie solvent der Kaufwillige aus den über ihn gesammelten Daten eingeschätzt wurde. Wissen ist Macht. Und diese Macht geben wir in die Hände von Konzernen, die wir nicht kontrollieren können. Höchste Zeit, die geplante EU-Datenschutzrichtlinie zu realisieren.
Susanne Glass
Korrespondentin der ARD in Wien
(Quelle: DIE FURCHE 41 / 9. Oktober 2014)