Linz, ein guter Boden für Kirchenreformer

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Wir sind Kirche veröffentlicht.

Ein lesenwerter Kommentar von Heinz Niederleitner von den Oberösterreichischen Nachrichten:

Die Diözese Linz ist ein Beispiel für wohlüberlegte Kirchenreformen

Bereits zum zweiten Mal traf sich die reformorientierte Pfarrer-Initiative gestern zur Generalversammlung in Linz. Das hat offiziell damit zu tun, das Linz auch aus Tirol oder Vorarlberg gut erreichbar ist. Aber auch damit, dass es in Oberösterreich viele Engagierte für kirchliche Reformen gibt. Den Hintegrund hierfür bietet die „offizielle“ Kirche: Denn die Diözese Linz war und ist ein Symbol für kirchlichen Fortschritt – und eine der in vielerlei Hinsicht lebendigsten Diözesen dazu. Der „Linzer Weg“ ist für extrem konservative Kreise ein Schimpfwort – für viele ist er aber eher ein Grund, stolz zu sein. Insofern ist es kein Zufall, dass Oberösterreichs einstige Präsidentin der Katholischen Aktion, Margit Hauft, fast nahtlos in den Vorstand der Laieninitiative gewechselt ist.

Man darf Linz aber nicht zu einer „Rebellenhochburg“ hochstilisieren, wie das in „Fundi“-Internetforen gelegentlich zu lesen ist. Die reformorientierte Tradition in Linz hat wesentlich mit den „23 guten Aichern-Jahren“ zu tun, die mittlerweile schon sprichwörtlich sind. Sie ist aber älter: Bischof Maximilian Aicherns Vorgänger Franz S. Zauner war ein Pionier der liturgischen Bewegung, der sich in den 50er-Jahren die Freiheit nahm, Teile einer Messe auf Deutsch zu zelebrieren – und so in einen Konflikt mit Rom geriet. Schon damals zeigte sich, dass die Reformanstöße nicht aus Aktionismus erwuchsen, sondern theologisch wohlbegründet waren. Zauners angeblicher „Liturgiemissbrauch“ brachte ihm enorme Unterstützung am Zweiten Vatikanischen Konzil ein – in dessen Folge die volkssprachliche Messfeier entstand.

Wie bei Zauner waren auch die Reformanstöße unter Bischof Maximilian Aichern gut überlegt, zum Beispiel der frühzeitig verstärkte Einsatz von Laien in der Seelsorge. Heute ist man in Oberösterreich trotz des auch hier spürbaren Priester- und Ressourcenmangels nicht gezwungen, großflächige Pfarrfusionspläne schmieden zu müssen wie in den Bistümern Wien oder St. Pölten (wie die fernere Zukunft aussieht, steht freilich offen). Als Wiens Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn im September bei seinem Medienempfang von der Bedeutung der Laien für die Wiener Diözesanreform sprach, konnten ein paar „Linzer“ untereinander feststellen, dass man in Oberösterreich auch zu dieser Erkenntnis gekommen war – nur eben deutlich früher und unter misstrauischer Beobachtung auch aus Wien.

 (Quelle: Oberösterreichische Nachrichten)

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