AK Oberösterreich appelliert an Arbeitgeber, für gesunde Arbeitsbedingungen zu sorgen
Die aktuellen Ergebnisse des Arbeitsklima Index zum Thema Stress sind erschreckend: 44 Prozent der Arbeitnehmer/-innen in Österreich leiden unter Stress, der sie häufig auch krank macht. Um EU-weite Erkenntnisse zu diesem gesamtgesellschaftlichen Problem zu präsentieren und Lösungsansätze zu diskutieren, veranstaltete die Arbeiterkammer OÖ gemeinsam mit dem Sozialministerium in Wien die internationale Expertentagung „Arbeitsbedingungen und Stress“ im Rahmen der Europäischen Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen“. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer forderte dabei die Arbeitgeber/-innen auf, krank machende Arbeitsbedingungen abzustellen.
Stress verursacht Milliardenschaden
Dr.in Christa Sedlatschek, Direktorin der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesund-heitsschutz am Arbeitsplatz, unterstrich die Wichtigkeit, gemeinsam gegen Stress in der Arbeitswelt vorzugehen: „Stress am Arbeitsplatz ist das zweithäufigste arbeitsbedingte Gesundheitsproblem in Europa. Zusammen mit anderen psychosozialen Risiken verursacht er mehr als die Hälfte aller Krankenstandstage und direkte und indirekte Kosten in Milliardenhöhe. Mit unserer EU-weiten Kampagne möchten wir für das Thema sensibilisieren und Un-ternehmen praktische Unterstützung und Hilfestellungen anbieten.“
Fast Hälfte der Beschäftigten leidet unter Zeitdruck
Die aktuelle Auswertung des Arbeitsklima Index, bei dem 1000 Arbeitnehmer/-innen in ganz Österreich befragt wurden, ist erschreckend:
- Fast die Hälfte der Arbeitnehmer/-innen leidet in ihrer beruflichen Tätigkeit unter Zeitdruck.
- Mehr als ein Drittel arbeitet unter ständigem Arbeitsdruck und hat keine Zeit zum Verschnaufen.
- 44 Prozent fühlen sich durch dauernd hohe Konzentration belastet.
- Mehr als jeder Fünfte gibt an, dass die Freizeit durch berufliche Verpflichtungen unterbrochen wird.
- Mehr als zwei Drittel klagen über Stress im Alltagsleben, das sich aus Berufstätigkeit und arbeitsfreien Phasen ergibt.
Insgesamt gaben von allen Befragten 44 Prozent an, sehr stark oder stark von Stress betroffen zu sein. Vor allem Lehrer/-innen, medizinische Pflegekräfte und Berufsfahrer/-innen sind nach eigenen Angaben durch Stress belastet.
Überstunden und Stress bedingen einander
Großen Einfluss hat die Arbeitszeit. Beschäftigte, die mehr als 45,5 Stunden pro Woche arbeiten, und Arbeitnehmer/-innen, die häufig Überstunden machen, sind deutlich stärker durch Stress belastet. Die Arbeiterkammer fordert deswegen kürzere Arbeitszeiten und weniger Überstunden, zum Beispiel durch die Einführung eines Arbeitsmarkts- und Gesundheitseuros auf jede Überstunde, die die Unternehmen an den Staat abführen sollen.
Bei vielen Arbeitnehmern/-innen führt länger andauernde Arbeitsüberlastung und Überforde-rung zu Stress, der auch krank machen kann. Mittlerweile sind Erschöpfung und Depressionen neben Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates die häufigste Ursache für arbeitsbedingte Erkrankung. Durch Stress verursachte Krankheiten lösen so neben mensch-lichem Leid bei der/dem Betroffenen auch betriebs- und volkswirtschaftliche Kosten aus.
Betriebe tragen Verantwortung für Beschäftigte
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer forderte bei der Tagung die Betriebe auf, ihrer gesetzlichen Verantwortung nachzukommen: „Die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten auch aus einem Eigeninteresse heraus dafür sorgen, wirksame Maßnahmen in den Betrieben umzusetzen, durch die die Beschäftigten ihre Arbeit gesund bis zu Pension ausüben können.“
Aus Sicht der AK Oberösterreich müssen vor allem die Evaluierungen von psychischen Belastungen, die seit Anfang 2013 durch eine Novelle im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz verpflichtend sind, vorangetrieben und wirksame Maßnahmen daraus abgeleitet werden.
Vor allem die Ausstattung des Arbeitsinspektorats mit mehr Ressourcen und Kompetenzen, um die Betriebskontrollen und die Beratungsaufgaben im Bereich psychischer Belastungen besser erfüllen zu können, ist aus Sicht der AK dringend notwendig.
Kontrollen helfen den Unternehmen
Dr.in Anna Ritzberger-Moser, Leiterin der Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat, berichtete von ersten Erfolgen dieses wichtigen Instrumentariums: Waren es im Jahr 2012 noch 3040 Betriebe und Arbeitsstätten, die vom Arbeitsinspektorat auf psychische Belastungen geprüft wurden, waren es 2014 bereits 4973 – eine Steigerung von mehr als 60 Prozent. „Durch die von uns gewählte Vorgehensweise bei den Kontrollen, die immer auch mit einer Beratung verbunden sind, unterstützen wir die Betriebe dabei, sich den Anforderungen einer stetig ändernden Arbeitswelt bestmöglich anzupassen, indem die Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass Menschen psychisch gesund und sicher arbeiten können“ so Ritzberger-Moser.
Hundstorfer: Wir lassen nicht locker
Bundesminister Rudolf Hundstorfer sagte seine Unterstützung für den gemeinsamen Einsatz für gute Arbeitsbedingungen zu: „Bereits mit der Novelle des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes 2013 haben wir einen Stein ins Rollen gebracht. Mittlerweile ist das Thema in den Betrieben angekommen. Dennoch werden wir nicht locker lassen, Unternehmen zu motivieren und zu unterstützen. Denn menschengerechte Arbeitsbedingungen und stressfreie Arbeitsplätze sind im Interesse aller – der Betriebe, der Arbeitnehmer/-innen und letztendlich der Steuerzahler/-innen.“
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Im Bild: Bundesminister Rudolf Hundstorfer (links) und AK-Präsident Johann Kalliauer
(Quelle: www.arbeiterkammer.at)