Der Zivildienst ist ein Erfolgsmodell, weil er sozial engagierten jungen Männern eine Alternative zum Dienst an der Waffe eröffnet hat. Mittlerweile sind aber die Ansprüche im Gesundheits- und Pflegebereich gestiegen, und wegen der Geburtenentwicklung in den kommenden Jahren wird die Zahl der Zivildiener zurückgehen. Daher hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer ein Modell für ein bezahltes freiwilliges Soziales Jahr präsentiert. “Das Soziale Jahr ist eine höchst sinnvolle Weiterentwicklung des Zivildienstes”, sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar.
Ordentliche Bezahlung
Künftig sollen alle Männer und Frauen ab 18 Jahren das Soziale Jahr absolvieren können. Dafür erhalten sie 1.386 Euro monatlich, vierzehn Mal im Jahr, bei voller sozialrechtlicher Absicherung. Die Entlohnung auf Basis von bestehenden Kollektivverträgen und geltendem Arbeitsrecht ist aus gewerkschaftlicher Sicht ein wesentliches Element im Konzept des Sozialministers. “Die Bezahlung auf kollektivvertraglicher Grundlage statt des bisherigen Taschengeldes für Zivildiener ist ein riesiger Fortschritt”, so Foglar.
Zukunftsfähige Lösung
Mit dem Sozialen Jahr haben viel mehr Menschen die Chance in Berufen im Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich tätig zu sein als nur jene jungen Männer, die keinen Dienst an Waffen leisten wollen. Ein soziales Jahr, das allen offensteht, auch den Frauen, ist daher eine zukunftsfähige Lösung. Und zwar auch für die Patientinnen und Patienten sowie pflegebedürftige Menschen, die von Freiwilligen sicher mit mehr Motivation betreut werden als wie derzeit von manchem zwangsverpflichteten Zivildiener.
“Gesundheit und Pflege sind Zukunftsbranchen, hier werden dringend motivierte, gut ausgebildete Fachkräfte gebraucht. Das Soziale Jahr kann viel mehr Menschen den Einstieg in diese Berufe ermöglichen, der Zivildienst kann das nicht leisten”, so Foglar. “Sozial engagierte junge Männer und Frauen sind wesentlich, um das Funktionieren unseres Sozialstaates zu gewährleisten. Es ist daher nur fair, diese wichtige Arbeit sozial abzusichern und auf der Grundlage von Kollektivverträgen zu bezahlen.”
Kaum Mehrkosten
Die Kosten, sowohl für den Staat als auch für die Organisationen, bleiben im Großen und Ganzen gleich. “Nach Berechnungen des Sozialministeriums würde das soziale Jahr 211 Millionen Euro an Kosten verursachen, gegenüber den 208 Millionen, die das derzeitige Zivildienstsystem kostet. Drei Millionen mehr, die uns die Qualitätssteigerung wert sein sollte”, so Foglar. (Quelle: betriebsraete.at)