Wer täglich viele Stunden im Sitzen verbringt, hat ein erhöhtes Risiko von Diabetes, Herzkrankheiten und einem früheren Tod. Das gilt auch für jene, die Sport betreiben. Zu dieser Erkenntnis sind Wissenschaftler der Universitäten Leicester und Loughborough gekommen, die 18 existierende Studien mit fast 800.000 Probanden analysierten.
Acht bis neun Stunden im Büro, danach eine halbe Stunde im Auto und abends womöglich vor dem Fernseher: Die Möglichkeiten, den Großteil seines Tages sitzend zu verbringen, sind groß. Wer sich nach einem langen Arbeitstag aufrafft, eine Stunde Sport zu betreiben, der tut das zwar nicht ganz umsonst, wirklich ausgleichen kann er die schädlichen Auswirkungen des langen Sitzens jedoch nicht.
Die Forscher, die ihre Ergebnisse im „Diabetologia Journal“ veröffentlichten, konnten aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen der einzelnen Studien kein Limit ausmachen, ab dem das Sitzen zur Gesundheitsgefahr wird. Klar ist jedoch, so Emma Wilmot, Leiterin der Studie, aus der die BBC zitiert, dass jene, die viel sitzen, ein höheres Risiko für Diabetes, Herzkrankheiten und einen früheren Tod haben als jene, die ihren Tag mehr in Bewegung oder stehend verbringen.
Wenn ein Angestellter den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und anschließend ins Fitnesscenter geht, während sein Kollege nach Hause fährt und fernsieht, dann wird der Fitnesscenter-Geher bessere Gesundheitswerte haben“, so Wilmot. „Ein Kellner, der den ganzen Tag auf den Beinen ist, hat verglichen damit jedoch ein viel geringeres Gesundheitsrisiko.“ Viele würden sich selbst glaubhaft machen, einen gesunden Lebensstil zu haben, weil sie täglich 30 Minuten Sport machen. „Aber sie müssen an die restlichen 23,5 Stunden des Tages denken.“
Das größte Risiko, das in der Untersuchung mit langem Sitzen in Zusammenhang gebracht wurde, betrifft Diabetes. Die Forscher fanden heraus, dass sich das lange Verharren in der ungesunden Haltung negativ auf die Glukosewerte auswirkt und Insulinresistenz erhöhen kann. Die Frage nach dem Warum konnte jedoch noch nicht geklärt werden.
Im Stehen arbeiten und Pausen nutzen
Für viele Büroangestellte mag das demotivierend klingen, die Forscher sind jedoch der Ansicht, dass das Risiko durch einfache Maßnahmen reduziert werden kann. Allein zwischendurch im Stehen zu arbeiten – via verstellbaren Schreibtisch oder mit dem Laptop zum Beispiel auf einer Kommode – soll die Situation verbessern. „Wir können auch Meetings im Stehen machen, während der Mittagspause herumspazieren und die Zeit vor dem Fernseher am Abend reduzieren“, schlägt Stuart Biddle von der Loughborough University vor.
Als Aufruf gegen Sport wollen die Forscher ihre Ergebnisse jedenfalls keinesfalls verstanden wissen: „Neben jeglicher direkter Auswirkung davon, sitzende Zeit durch Bewegung zu reduzieren, ist Sport eine großartige Weise, ein gesundes Gewicht zu halten – das wiederum ist die beste Möglichkeit, das Risiko von Typ-2-Diabetes zu minimieren“, so Matthew Hobbs, Forschungsleiter von Diabetes UK. (Quelle: orf.at)